von Maurice Maeterlinck
Ein Figurentheaterstück für drei Spielerinnen, zwei Marionetten und ein Ei
Inhalt
Drei Frauen in Schwarz, Figuren an Fäden, das Objekt der Begierde: Tintagiles.
Zwei Schwestern versuchen ihren Bruder vor einer mächtigen, gestaltlosen Königin zu retten. In einer Art archetypischer Traumwelt entfaltet Maurice Maeterlinck die Gefahr für Tintagiles Leben: grotesk-absurd, tragisch, dämonisch, voller Hoffnung und Angst, Zärtlichkeit und Brutalität. Sein Werk stellt den Versuch dar, die existentiellen Erfahrungen und tiefen Ängste der Menschen erfahrbar zu machen. Logische, erklärbare Handlungen treten demgegenüber in den Hintergrund. „Für das Marionettentheater“, so überschrieb er, unzufrieden mit der herkömmlichen Darstellung durch Schauspieler, am Ende des 19. Jahrhunderts seine Dramen.
In der Inszenierung wird versucht, der Gestaltlosigkeit der Angst vor Tod und Verlust eine Form zu geben. Offen sichtbar bewegen sich die Spielerinnen neben Marionetten und Figurenköpfen auf der Bühne und werden selbst zu Darstellerinnen: ein Netz von Abhängigkeiten entspinnt sich. die Figuren werden gedreht, gezogen, gespannt – Tintagiles verwandelt sich im Handumdrehen. Sprache wird musikalisch, Musik wird zur Sprache. Durch sensible Lichtführung tauchen die Bilder aus dem Dunkel auf und entziehen sich wieder. Räume entstehen aus dem Nichts, verschieben sich, engen ein, lösen sich auf. Die Unfaßbarkeit selbst wird zur Form. Die Handlung klingt an, tritt wieder in den Hintergrund und führt zuletzt zum Anfang zurück. Ein Augenblick im Kreislauf von Leben und Tod.
Eine Coproduktion verschiedener freier Bühnen (s.u.) als „Theater mit Carnet“
- Spiel und Ausstattung: Ulrike Andersen (Bremerhaven), Stefanie Hattenkofer (München), Anja Noetzel (Schweiz)
- Regie: Frank Soehnle (figuren theater tübingen)
- Technik: Christian Glötzner (Tübingen)
- Fotos: Michael Vogel
- Dauer: ca. 60 Minuten ohne Pause
Pressestimmen
„… Die drei Darstellerinnen und zugleich Figurenspielerinnen entwickeln nun ein raffiniertes, intelligentes Spiel mit dem Spiel. Sie erzählen, flüstern, hauchen, sprechen diesen symbolhaltigen Text im Chor oder als Echo, wechseln die Rollen, sind mal die Figuren selbst, dann wieder Kommentatorinnen. Soehnle arbeitet mit Bildern, oder besser: mit Visionen. Jede Geste, jede Aktion auf der kleinen Bühne steckt voller Anspielungen, ist mehrdeutig und prägnant zugleich. Poetische, geheimnisvolle Situationen blitzen aus diesem düsteren Bühnenort auf. Stimmungen, Leidenschaften kommen und gehen, nichts ist von Dauer, nichts läßt sich greifen. „Ihr gebt ihn mir doch zurück, nicht wahr?“ ruft die eine Schwester herzerweichend, als der kleine Tintagiles mausetot ist. Und plötzlich lachen die drei Darstellerinnen, als gebe es nichts Komischeres als den Schmerz. Aber solche Brüche gehören zu diesem wundersamen, höchst ambitionierten Mensch-Figuren-Theater.“ (Stuttgarter Zeitung)
„Theater verästelt, mysteriös, sperrig, Theater für den Bauch, fürs Gefühl, Theater der Ahnungen, der Stimmungen, der Assoziationen: Maurice Maeterlincks „Der Tod des Tintagiles“… ist ein verstörender Brocken, der seine Faszination seinem schwebend-leichten Traumspiel-Gepräge verdankt. Essentielles, Existenzielles steht im Mittelpunkt, in hochgradig poetischer Ausformung werden Emotionen von drei Schauspielerinnen und zwei Marionetten visualisiert, frei fließend, ohne Störung durch Prätention und lineare Dramaturgie. Das Auf und Ab menschlichen Seins mit all seinen Unwägbarkeiten, Irrungen und Wirrungen, spannend und geheimnisvoll erzählt, angesiedelt in einem nebulösen Mythologie-Nirwana, voll zauberischer Atmosphäre.“ (Erlanger Nachrichten)
Termine auf Anfrage.